Der Inhalt der Frankfurter Evolutionstheorie

Der Inhalt der Frankfurter Theorie

Definition: Evolution

Die Definition des Begriffs Evolution ist die Grundlage der Organismischen Frankfurter Theorie und sie bestimmt alle weitere Argumentation. Unter dem Begriff Evolution verstehen wir in der Frankfurter Theorie den allmählichen unumkehrbaren Wandel der Organismen durch Generationen und Zeiten.

Definition: Der Organismus

(1) Die für Leben typischen chemischen Vorgänge verlaufen nur in wässrigen Lösungen; sie werden räumlich von einer flexiblen Hülle zusammengehalten, im einfachsten Fall von der Zell-Membran; diese Einheiten sind Individuen. In physikalisch-mechanischer Sicht sind sie hydraulische Weichkörper. Aus dieser Tatsache ist ein Arbeitskonzept zu entwickeln, mit dem der Verlauf von Evolutionslinien rekonstruiert werden kann (siehe unten Das Rekonstruieren).

(2) Alle Lebewesen nehmen Stoff und Energie auf ud wandeln sie in der Weise um, dass sie ihre Lebensvorgänge aufrecht erhalten und sich in der Weise aufbauen, dass sie sich wieder Stoff und Energie beschaffen, wachsen und sich fortpflanzen können; man bezeichnet das als bionomen Aufbau. In physikalisch-thermodynanischer Sicht sind sie  Stoff- und Energiewandler. Daraus ergibt sich das Verständnis von Evolution als Naturvorgang.

Entsprechend dieser beiden Feststellungen bezeichnen wir die Lebewesen als Organismen.

Organismen als evoluierende Systeme

Als Energiewandler unterliegen die Organismen den Hauptsätzen der Thermodynamik. Entsprechend dem Zweite Hauptsatz (dem Entropie-Satz) steigt die Entropie im arbeitenden System an, wodurch sich das Gesamtsystem allmählich verändert. Das gilt für den einzelnen Organismus ebenso wie für die Kette der Generationen. Daraus folgt: Die Evolution der Organismen ist ein zwangsläufiger physikalischer Vorgang.

Der Stoff- und Energiewandel ist die Folge der Materialeigenschaften der Stoffe, aus denen die Organismen aufgebaut sind.

Die Physik (Thermodynamik) benennt den Grund für die organismische Evolution, die Biologie untersucht die in den Organismen real ablaufenden Vorgänge des Wandels.

Der Wandel läuft demgemäß überall. Sein Ergebnis wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, die auf den Organismus einwirken. Interne Faktoren sind in erster Linie die Gen-Mutationen als besonders auffällige und „einflussreiche“ Ereignisse; andere interne Faktoren sind Veränderungen auf den nachfolgenden Stufen der chemischen Umsetzungen, die zum fertigen Individuum führen. Äußere Faktoren folgen nach, die den Individuen günstige oder ungünstige Lebens- und damit Fortpflanzungs-Bedingungen bringen.

Selektion

Jegliche Veränderung (Mutation) auf der molekularen Ebene wirkt auf das Gefüge der Körperkonstruktion ein. Schon auf ihrer Ebene entscheidet sich, was toleriert wird oder stört oder gar zum Zusammenbruch führt.

Damit ist Darwins Selektionsbegriff ausgeweitet: Selektion findet nicht erst durch den Bezug zur Umwelt statt, sondern schon innerhalb eines jeden Organismus auf mehreren Ebenen : molekular, physiologisch, strukturell mechanisch; (in der Frankfurter  Evolutionstheorie „Internselektion“ genannt). Erst, wenn ein in sich funktionierender Organismus vorhanden ist, kann sich zeigen, ob er und wie er mit der Umwelt kompatibel ist. Erst jetzt findet eine „Externselektion“ statt, auf die Darwins Begriff „Selektion“ zutrifft. 

Umwelt – Erschließung und Gestaltung

Wegen des ständigen Wandels können die Fortpflanzungsprodukte nicht völlig identisch sein, weder mit der Eltern-Generation noch untereinander; auch eineiige Zwillinge sind trotz ihres gleichen Gen-Bestandes nicht gänzlich gleich.

Organismen dringen nach Maßgabe ihrer Leistungsfähigkeit – selbstbestimmt, autonom — in jeden Raum ein, in dem sie leben können, und gestalten ihn als ihre Umnwelt maßgeblich mit, durch ihre räumliche Anwesenheit und ihren Stoffwechsel. Das kann globale Ausmaße erreichen: die Sauerstoff-Atmosphäre ebenso wie die Karbonat-Massen der Sedimente („Kalk“) sind organismische Produkte.

Differenzierung, Spezialisierung 

Die ständigen Veränderungen im Inneren führen dazu, dass sich Teile im Körper auf verschiedene Aufgaben spezialisieren. Sie machen sich damit unterschiedlich, different, man spricht von Differenzierung. Damit steigern sie die Effizienz des Systems, thermodynamisch gesehen, erhöhen sie ihren Wirkungsgrad. Bei Organismen bezieht sich das auf die Anzahl der produzierten lebens- und fortpflanzungdsfähigen Nachkommen – die mit dem höheren Wirkungsgrad setzen sich allmählich an Anzahl durch.

Evolution kann damit auf eine populär einfache Weise erklärt werden: Erfunden wird vieles, was funktioniert, das lebt, was nicht funktioniert, das stirbt, und was besser funktioniert als andere setzt sich allmählich an Anzahl durch.

Population und Diversifizierung

An den Rändern des Verbreitungsgebiets einer Fortpflanzungsgemeinschaft („Population“) kommt es zu so weit gehenden Unterschieden, dass sich diese Varianten nicht mehr zusammen fortpflanzen können. Sie werden unterschiedlich, divers. (Das ist die klassische Erklärung für „allopatrische Artbildung“, wie sie John Gulick schon zu Darwins Zeiten und Ernst Mayr im 20. Jh. vertraten).

Zudem können auch innerhalb von Populationen solche Varianten entstehen, die sich nur noch mit ihresgleichen fortpflanzen und damit von den andern isoliert sind – „sympatrische“ Artbildung.

Langfristige Veränderung

Die Organismen sind die Subjekte der Evolution. Sie spezialisieren sich auf spezifische Lebensweisen. Damit können aus einer Körperkonstruktion zwei oder mehrere Bautypen hervorgehen, die nach vielen Generationen sehr unterschiedlich sind. Das führt zu der tatsächlich existierenden Diversität.

Evolution – ein Morphoprozess

Die Existenz der Organismen und die Evolution der Organismen sind nur die zwei Seiten ein und derselben Sache, nämlich eines kontinuierlichen Prozesses. Er nahm seinen Anfang vor fast vier Milliarden Jahren mit den ersten Strukturen aus Organischen Molekülen (Kohlenstoff-Verbindungen), die einen regelmäßigen Stoff- und Energie-Umsatz begannen. Er muss zwangsläufig immer neue Körper-Konstruktionen hervorbbringen, die wir als Formen, als Gestalten wahrnehmen und die Gegenstand der Beschreibenden Morphologie (Formenlehre) sind. Er ist ein morphogenetischer Prozess, kurz Morphoprozess (Vernatzki). Die Organismen sind zugleich seine Träger und seine zeitweiligen Materialisierungen. 

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